Wer heute im hart umkämpften gastronomischen Wettbewerb ein Unternehmen gründet, steht vor zahlreichen Herausforderungen: Zunehmende Auflagen, hohe Fluktuation beim Servicepersonal und allem voran der Druck, wirtschaftlich zu arbeiten, sind gerade für junge Unternehmen eine gewaltige Hürde. Ein Rezept für die erfolgreiche Unternehmensgründung gibt es nicht. Aber Standfestigkeit, ein kreatives Konzept und ein gutes Netzwerk können den Unterschied machen. Die Vorstellung, sein eigener Chef zu sein, ist für viele Menschen erstrebenswert und auch in der Gastronomiebranche gehen Unternehmer für diesen Traum ein hohes Risiko ein. Doch wer ein erfolgreicher Gründer sein will, der muss nicht nur den Mut haben, etwas voranzutreiben – darin waren sich Experten und erfolgreiche Gastrogründer beim Intergastra Medientag 2015 einig. Am Roundtable im Vorfeld des Stuttgarter Branchentreffpunkts wurden weitere Eigenschaften erfolgreicher Unternehmer sowie die Chancen und Risiken der Selbständigkeit diskutiert.
„Wichtig ist, sein eigenes Ding konsequent zu verfolgen“, sagt Tobias Meyer, der mit Tobi’s Systemgastronomie deutsche und regionale Lieblingsgerichte anbietet. Dass an vorderster Stelle immer die Leidenschaft für das Produkt steht, ist ihm bewusst. „Genauso wichtig ist aber die eigene Handschrift, mit der man sich klar vom Wettbewerb abgrenzt, denn die Verbraucher sind beim Thema Essen immer besser aufgeklärt und haben das Bedürfnis nach authentischen Konzepten. Daher lautet mein Rat, lieber einen eigenen Trend zu setzen, statt auf andere mit aufzuspringen.“
Selber machen oder delegieren?
In der zunehmend komplexer gewordenen Geschäftswelt braucht es neben einer guten Idee und Branchen- und Produktkenntnissen auch sehr viel Wissen in anderen Bereichen, zum Beispiel zu den Feldern Recht, Internet oder Social Media. Daher verwundert es nicht, dass heute in der Gastro-Gründerszene eine überraschend große Anzahl an Quereinsteigern und interdisziplinären Teams an den Start gehen. Und wer diese Themenbereiche nicht selbst bedienen kann, der sollte diese Aufgaben an einen Dienstleister delegieren. „Wichtig ist, dass sich ein Unternehmer auf seine Stärken konzentriert, alles andere kann er abgeben. Und ein gutes Netzwerk ist dann sehr wertvoll. Durch die zunehmende Komplexität heißt es eben heute nicht ‚Wer nichts wird, wird Wirt‘, schließlich erfordern Auflagen wie zum Beispiel Auszeichnungspflichten oder Arbeitszeitgesetze eine Auseinandersetzung mit den verschiedensten Themen“, so David Marx, der das interdisziplinäre Foodlab Science Kitchen gründete, wo Wissenschaft auf Gourmetküche trifft. Das Team um Marx hat es sich zum Ziel gemacht, Essen in all seinen Facetten neu zu erfinden und ist mit dem avantgardistischen Molekulareis Kyl21 auf dem Weg, die Eisdiele der Zukunft zu etablieren. Simon Tress ist nicht nur Bio-Spitzenkoch aus Leidenschaft und Hotelier sondern überträgt seine Ideen auch auf andere Geschäftsbereiche: Er ist Kochbuchautor, geht auf Lesereise, kocht mit seinem Experiment „Lokal“ ausschließlich mit regionalen Zutaten und bietet Kocheevents an. Unter dem Label „Küchenbrüder“ bietet der Unternehmer zudem Suppen, die mit frischen Bio-Zutaten täglich frisch gekocht werden und im Einzelhandel erhältlich sind. Tress ist überzeugt: „Bei aller Konzentration auf das Wesentliche müssen erfolgreiche Unternehmer sich aber auch auf mehrere Standbeine stützen, also eine gezielte Diversifikation ihres Geschäfts betreiben.“
Finanzierung und Bankgespräche: Gewinn-Maximierung versus Leidenschaft
Ein Kernthema bei Neugründungen, so sind sich Experten einig, ist und bleibt die Finanzierung. „Wenn ich als Gründer mit einer Idee zur Bank gehe, besteht ein grundsätzliches Problem: Die Ziele von Banken und Gründern sind komplett unterschiedlich, und Erstere sind in der Regel risikoscheu, was konträr zur Start-up-Mentalität steht“, erklärt Marx. Dass bei der Finanzierung von Start-ups Investoren zum Zug kommen, birgt viel Sprengstoff. „Es geht dann meist nicht um Leidenschaft und Ideale, sondern um Gewinnmaximierung und sehr schnell um Wachstum und Skalierung eines Geschäftsmodells. Gehen wir davon aus, dass Essen 100 Prozent Emotionalität ist, dann sind Schwierigkeiten bereits vorprogrammiert“, bestätigt Meyer.
Die Intergastra 2016 bietet erstmals mit der Sonderfläche Newcome eine Plattform, auf der sich erfahrene Macher mit Existenzgründern und Experten austauschen können. „Die neue Plattform bietet nicht nur Inspiration für Start-ups oder für die Weiterentwicklung von Geschäftsmodellen“, sagt Gerd Fleischer, Kommunikationsleiter der Intergastra. „Die Newcome bietet auch Raum für neue Ideen und ermöglicht mit dem Wettbewerb ‚Restaurant der Zukunft‘ einen visionären Blick auf die Gastronomie-Landschaft von morgen.“
Über die Intergastra:
Die ganze Welt des Gäste-Business – das ist der Anspruch der Intergastra, eine der wichtigsten europäischen Fachmessen für Gastronomie, Hotellerie und engagierte Gastgeber. Das umfassende Angebot auf über 100.000 Quadratmetern brachte 2014 knapp 90.000 Besucher mit rund 1.300 Aussteller aus dem In- und Ausland zusammen. Damit wird die Veranstaltung diesem hohen Anspruch gerecht und erhält regelmäßig von den ausstellenden Unternehmen wie auch den Fachbesuchern Bestnoten. Küchentechnik und Food, Ambiente und Ausstattung, Dienstleistungen, handwerklich hergestelltes Speiseeis, Getränke und Kaffee – das sind die Themen, zu denen sich die Fachbesucher aus dem In- und Ausland informieren und dabei auch über den Tellerrand blicken. Im Südwesten schlägt das gastronomische Herz Deutschlands und bietet mit der Intergastra zum Jahresanfang Innovationen, Trends und vielfältige Möglichkeiten zum fachlichen Austausch.
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Quelle/Bildquelle: Landesmesse Stuttgart GmbH | messe-stuttgart.de