Vor genau 180 Jahren, am 7. Dezember 1835, wurde die erste Bahnstrecke zwischen Nürnberg und Fürth für den Bahnverkehr eröffnet. Rund 200 Ehrengäste erlebten euphorisch und berauscht von der Reisegeschwindigkeit von 35 km/h den Beginn einer neuen Art der Fortbewegung: Doch nicht nur für den Personenverkehr brach ein neues Zeitalter an. Auch die Geburtsstunde für den Gütertransport auf Schiene ließ nicht lange auf sich warten. Zwei Fässer Bier waren das erste Bahnfrachtgut.
Nur gut ein halbes Jahr nach der Jungfernfahrt, im Sommer 1836, erhielt eine Nürnberger Brauerei die Erlaubnis zwei Fässer Bier gegen die Vergütung von je sechs Kreuzern an einen Wirt in Fürth zu liefern. Dabei wurde in Aussicht gestellt, dass wenn der Transport „in gehöriger Ordnung vor sich gehe, um solchen vielleicht später ins Große ausdehnen zu können.“ Man scheint zufrieden gewesen zu sein: Denn dies war der Startschuss für den Biertransport auf Schienen. Im 19. Jahrhundert dienten bereits große Bierwagen mit Eiskühlung als Transportbehälter, die das begehrte Getränk erstmals damit auch in größerem Maße über das Bahnnetz exportieren konnten.
Heute zeigt die Warsteiner Brauerei, eindrucksvoll und einzigartig in der konsequenten Umsetzung, wie der Biertransport im 21. Jahrhundert über die Schiene abgewickelt werden kann. Seit 2005 verfügt sie, als einziges Unternehmen der Getränkeindustrie, über einen eigenen Gleisanschluss mit Container-Terminal, der entscheidend zur Reduzierung von Umwelt- und Lärmbelastungen beiträgt. Hiermit setzt sich das traditionsreiche Familienunternehmen nachhaltig und mit hoher ökologischer Verantwortung gegen Klimawandel und Verkehrsdichte ein und setzt ein starkes Signal für verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen im 21. Jahrhundert.
Waren es vor gut 180 Jahren lediglich zwei Fässer Bier, so erlebte die Warsteiner Brauerei zur Zeit der deutschen Wiedervereinigung einen so immensen Absatzanstieg, der die Logistik vor neue Herausforderungen stellte und die Heimatregion mit wachsendem Lkw-Verkehr, Abgasen, Lärm und Unfallgefahren belastete. Nach intensiven Vorplanungen wurde 1997 mit der Stadt Warstein und der Westfälischen Landeseisenbahn ein Transportvertrag geschlossen. Mit der Investition eines zweistelligen Millionenbetrages wurden ab 2002 sechs Brücken gebaut, 560.000 m3 Erde bewegt und das Gleis von Lippstadt nach Warstein um 7,2 km verlängert, davon allein 3,5 km auf dem Brauereigelände selbst. Die Inbetriebnahme des eigenen Gleisanschlusses erfolgte 2005.
Für die Bahntransporte wurde ein systemgesteuertes Container-Terminal mit einer Kapazität für mehr als 200 40-Fuß-Container errichtet. Eigens für die Getränkeindustrie optimierte Open-Side-Container wurden entwickelt, um sämtliche Handling- und Ladungssicherungsansprüche der Branche zu erfüllen. Vom ersten Zug 2005 mit zwölf Containertragwagen steigerte man das Volumen bis heute auf jährlich über 100 Züge mit durchschnittlich 28 Containern je Zug nach München und/oder nach Berlin.
Über die brauereieigenen Warentransporte hinaus, konnte man das Bahnsystem branchenübergreifend etablieren und auch um weitere Transporte, wie die Rückführung von Leergut bis hin zu Transporten diverser Warengruppen für Dritte ökonomisch sinnvoll erweitern.
„Wir sind stolz, mit unserem Bahnkonzept einen ökologisch sinnvollen und für die Bierbranche einzigartigen Beitrag zu leisten, so Ulrich Brendel, Technischer Direktor der Warsteiner Brauerei. „Mit diesem Engagement setzen wir sowohl ein Zeichen für unsere nachhaltige und umweltbewusste Unternehmensausrichtung als auch für die soziale Verantwortung an unserem Stammsitz Warstein“.
Quelle/Bildquelle: Warsteiner Brauerei Haus Cramer KG | warsteiner-gruppe.de | warsteiner.de