In der Wuppertaler Familienapotheke Jagla wird seit Jahrzehnten nach einer mittelalterlichen Klosterapotheken-Rezeptur ein Kräuterbitter – genauer gesagt ein Artischocken-Elixier – hergestellt. Was früher schon als Hausspezialität große Beliebtheit fand, hat Dr. Christina Jagla nach ihrem Pharmaziestudium und neben der Arbeit in der Familienapotheke neu aufgelegt. Mittlerweile gibt es nicht mehr nur das Artischocken-Elixier, sondern auch das Golfers Ginseng-Elixier. Von der Apotheke aus haben die Produkte es nun auch zu großer Beliebtheit in Handel und Gastronomie geschafft.
about-drinks sprach mit Dr. Christina Jagla, Herstellerin und geschäftsführende Gesellschafterin von Dr. Jaglas, über die Elixiere, deren Besonderheiten sowie die Verbindung zwischen Pharmazie und Spirituosen.
Eine Apothekerin, die Spirituosen herstellt – wie kam es dazu?
Christina Jagla: Viele der beliebtesten Getränke und Spirituosen unserer Zeit haben ihren Ursprung in der Apotheke. Von der Limonade über den Absinth bis hin zum Kräuterbitter – oft war es ein Apotheker, der sein Wissen um Herstellung, Auszüge und Verfeinerung genutzt habt, um besondere Produkte zu erschaffen. In meinem Fall ist es eben: eine Apothekerin. Wenn ich im Handel in die Regale schaue, dann fallen mir auch hier und da Kosmetika oder gar Spirituosen im Apotheken-Look in die Hände. Apotheken stehen für Qualität und Vertrauen. Bei uns ist das keine Hochglanz-Idylle. Bei Dr. Jaglas ist das alles wahrhaftig und echt.
Ich hatte das Glück, einen Beruf zu erlernen, dem ich besonderes Wissen und Qualifikationen verdanke: In wohl keinem Studium lernt man so viel über Kräuter, deren Qualität und Herstellung wie im Pharmaziestudium. Hinzu kommt, dass ich in der Familienapotheke aufgewachsen bin – zwischen über 300 verschiedenen Kräutern, Rezepturen, den Gerüchen und ein Stück weit der alchemistischen Romantik einer traditionellen Apotheke. Noch heute steht mein Vater nach Ladenschluss oft lange in der Rezeptur und erweckt tolle Rezepturen wieder zum Leben. Der Fundus an alten Arzneibüchern, Kompendien und Apparaturen bis hin zur Tinkturenpressen ist enorm. Seit Jahrzehnten stellen die Jaglas hochwertige Spirituosen her.
In einer Welt, die immer mehr von Marketing und schönen Bildern geschmückt wird, ist unsere Tradition und das fundierte Wissen eine große Chance. Sicher hat es auch Vorteile, wenn manche Marke am Markt von Werbefachleuten und Grafikern geführt wird. Wir bei Dr. Jaglas setzen unsere Akzente jedoch mit jahrzehntelanger Erfahrung, bodenständiger Qualifikation und fachlicher Kompetenz. Wir nutzen die alten Traditionen mit unserem Know-how und den Qualitätsprodukten der Apotheke, um tolle Kräuterbitter zu machen – unsere Kunden und auch viele liebe Kollegen aus der Branche sagen, sie schmecken das auch.
Worum genau kümmern Sie sich bei Dr. Jaglas?
Christina Jagla: Wenn man einem Unternehmen in der heutigen Zeit seinen Namen und das Familienvermächtnis leiht, dann kümmert man sich eigentlich um alles. Selbständig zu sein bedeutet, für mich, selbst und ständig zu arbeiten und über alles Bescheid zu wissen. Zu unserem Glück lieben die Kunden unsere Elixiere, gleichzeitig kommt man aber in einem Familienbetrieb damit auch an seine Grenzen. Mir ist wichtig, dass wir echt und „anfassbar§ bleiben. Wenn wir die Mazerate, Tinkturen und Essenzen unserer Elixiere herstellen, dann machen mein Vater und ich das auch heute noch im Wesentlichen selbst und eigenhändig: von Auswahl und Qualitätskontrolle der Blüten und Kräuter bis hin zum Abpressen. Und ja, auch wenn ich in Hamburg, München oder dem beschaulichen Dreieichenhain bei Frankfurt bin, ich besuche meine Händler und spreche mit ihnen.
Im letzten Strandurlaub habe ich über fünfhundert Kunden einen Postkartengruß per Hand geschrieben, und ob im KaDeWe oder bei dem Delikatessen-Händler Vor-Ort, ich versuche unseren Kunden auch bei Tastings vor Ort persönlich einzuschenken. Das ist der Spaß daran und auch das Besondere und Persönliche. Und nachdem ich im Herbst mit dem Sommelier eines Berliner Sternerestaurants über Schnäpse sprach, ging ich nach Hause und wir kreierten 30 Flaschen eines besonderen Digestifs – nur für ihn und sein Team. Ich mag die Vielfalt an der Arbeit, mache Herstellung, Marketing und Vertrieb. Aber es gibt auch viele Dinge, bei denen ich meinem Team echt dankbar für Hilfe bin – das Team gibt mir die Freiheit, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Welche Produkte gibt es?
Christina Jagla: Dr. Jaglas Klassiker ist sicher unser regionales Artischocken-Elixier. Das ist ein reiner Kräuterbitter mit 35% vol. Dr. Jaglas Artischocken-Elixier wurde auf Grundlage einer mittelalterlichen Klosterapothekenrezeptur über die letzten Generationen entwickelt und enthält neben Artischockenblätter noch über 30 andere hochwertige Bitterkräuter, Wurzeln, Rinden und Blüten. Eine Weiterentwicklung hiervon ist das Golfers Ginseng-Elixier. Dieses enthält viele ähnliche Basiskräuter schmeckt aber auf Grund der kräftigen Ginseng-Wurzel noch ein wenig kräftiger. Beide Elixiere gibt es in 500 ml und 50 ml. Um das Ausschenken zu erleichtern und um den Ursprung der Elixiere zu zeigen, haben wir auch noch einen Elixier-Dosierer im Angebot. Toller Korkenersatz!
Inwieweit unterscheiden sich Ihre Produkte von anderen Kräuterspirituosen?
Christina Jagla: Also für mich sind meine Elixiere besonders und einzigartig. Wenn ich Sommeliers, Kunden und Gastronomen frage, so sagen sie mir, dass unsere Elixiere weder mit Kräuterlikören noch mit Bittern vergleichbar sind. Wir bieten einen einzigartigen Geruch, einen Twist am Gaumen von süß nach bitter und einen unglaublich langen Abgang.
Da passiert richtig was am Gaumen. Schon 2cl reichen aus um dem Gast ein wirklich neues Geschmackserlebnis zu zaubern, das Bouquet unserer Elixiere trägt die Güte des Produktes in sich. Alle mazerierten Kräuter sind nach Deutscher Arzneibuch Qualität zertifiziert. Sie unterliegen einer sehr hohen Reinheit und einem standardisierten Gehalt an Bitterstoffen und ätherischen Ölen. Wir verzichten komplett auf künstliche Zusatzstoffe. Hinzu kommt, dass wir sehr seltene und hochwertige Kräuter verwenden, die man in der Regel nicht in Kräuterbittern findet. Insbesondere die Ginseng-Wurzel kommt in der Wertigkeit eher Trüffeln als Enzian nahe. Auch unsere Herstellung mag sich von anderen unterscheiden. Indem wir sehr kleine Chargen und einzelne Tinkturen herstellen, können wir äußert komplexe Aromen aufblühen lassen. Das schmeckt man sofort.
Sie sind mit den Produkten nun seit ca. einem Jahr am Markt. Wie ist das Feedback?
Christina Jagla: Nun, die Elixiere meiner Familie gibt es bereits seit Jahrzehnten. Als wir nun mit der Marke vor etwas mehr als einem Jahr auch aus dem heimischen Wuppertal hinausgingen, war ich schon sehr erfreut, dass unsere Elixiere so schnell in aller Munde waren und wunderbar über uns berichtet wurde. Das Feedback ist überwältigend. Es gab Zeiten, da mussten sich Kunden wirklich etwas gedulden, bis wir sie auch mit wohlgereiften Elixieren beliefern konnten. Mir hat selten etwas so viel Spaß gemacht. Neulich saß ich nach dem Kino in einer ganz kleinen Bar, da tranken zwei Kreuzberger Paare meine Elixiere als Absacker. Wir kamen ins Gespräch, es war ein toller Abend und die Flache wurde schnell leer. Gibt es besseres Feedback?!
Konnten Sie in der Gastronomie bereits Listungen verbuchen? Wenn ja, wo?
Christina Jagla: Am meisten hat es mir bedeutet, dass Restaurants und Bars, in den ich selbst gerne esse oder trinke, vom kleinen Franzosen bis hin zum Sternerestaurant, von der kleiner Bar, in der mich die Barkeeperin lächelnd als Freundin begrüßt, bis zur internationalen Hochkultur des Bargenusses, meine Elixiere gelistet haben. Das ist schon besonders. Ich kann nicht genug Flaschen produzieren, um mit den großen Namen mitzuhalten, aber Dr. Jaglas Elixiere sind eben etwas Besonderes.
Seit Neuestem gibt es die 50-ml-Miniaturen im praktischen 6er-Pack. Wofür?
Christina Jagla: Die Idee kam eigentlich, als ich für ein Familienfest Miniaturflaschen hergestellt habe. Zwischenzeitlich bekam ich oft Anfragen, die kleinen Flaschen auch für andere Feierlichkeiten und Anlässe anzubieten. Das hat sich als hochwertige „Aufmerksamkeit“ für Freunde entpuppt und sich dann zum Probierfläschlein und Geschenk gemausert. Ehrlich gesagt, finde ich die kleinen Flaschen ganz praktisch. Bei einem Longdrink steht häufig einfach Tonic in einem Fläschlein neben dem Glas. Dabei steht doch eigentlich die Spirituose im Mittelpunkt. Ich mag es an den 50-ml-Flachen besonders, die Elixiere so wieder ins Zentrum zu rücken
Wo sind die Produkte von Dr. Jaglas erhältlich?
Christina Jagla: Man findet uns in gehobener Gastronomie, ausgewählten Bars, Feinkost- und Delikatessläden, einigen Concept-Stores, handverlesenem Wein- und Spirituosenhandel und natürlich in unserem Online-Shop.
Wie geht es weiter?
Christina Jagla: Na, zu viel möchte ich nicht verraten. Aber vielleicht dies: Ich habe eine Glashütte gefunden, die speziell für uns besondere Elixier-Gläser herstellen wird. Und im Winter 2017/2018 wird es eine streng limitierte Besonderheit geben, die schon jetzt in Reifung ist. Ich freue mich drauf.
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Wir bedanken uns bei Dr. Christina Jagla für das offene und sehr interessante Interview und wünschen Dr. Jaglas weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt!