Die Meinung der Konsumenten ist gefragt! Das Süßungsmittel Stevia ist 15-30 Mal süßer als Zucker, kalorienfrei, diabetikergeeignet und wird aus einer natürlichen Pflanze gewonnen wird. Doch am Markt werden Stevia-Produkte kaum angenommen. Ob es am höheren Preis, am Geschmack, an unzureichenden Informationen oder anderen Gründen liegt, will die Universität Hohenheim in einer Online-Umfrage untersuchen. Die Umfrage läuft bis 28. Februar 2017.
Egal ob Cola, Ketchup, Joghurt oder Tee, in den fünf Jahren seit ihrer Zulassung in der EU schaffen es Stevia-Produkte nicht, die Konsumenten zu überzeugen. „Es gibt viele Vorteile, die für die Pflanze sprechen“, so Dr. Udo Kienle, Agrarwissenschaftler an der Universität Hohenheim: „In den Blättern der Pflanze werden sogenannte Steviolglycoside gebildet. Durch ihre Extraktion aus den Blättern lässt sich ein hochgereinigter Süßstoff gewinnen, der praktisch frei von Kalorien und auch für Diabetiker bestens verträglich ist.“
Aus den Bergen Paraguays stammt das Süßkraut Stevia rebaudiana ursprünglich. Schon die Ureinwohner kultivierten es und verwendeten es als Süßungsmittel und Heilpflanze. Seit den 1950er Jahren bauen es auch die Japaner an und süßen ihre Tees damit. Über die Schweiz und Frankreich gelangt es nach Europa.
In den USA ist der Süßstoff seit den 1990er Jahren zugelassen. Pepsi und Coca-Cola produzieren seit 2009 Getränke damit. Auch die EU hat ihn 2011 als Lebensmittelzusatzstoff zugelassen. Seither sind auch in deutschen Supermarktregalen mit dem Süßstoff gesüßte Marmeladen, Joghurts und Softgetränke zu finden. Der große Hype blieb jedoch aus.
Verbraucher akzeptieren Stevia-Produkte nicht
Einige Hersteller versprachen sich viel von dem neuen Wundersüßstoff, wurden aber schon bald enttäuscht. Produkte, wie der Andechser „Stevia Bio-Jogurt“, verschwanden unbeachtet in der Versenkung, und auch die ursprünglich teurere Coca-Cola-Variante „Life“ musste preislich an die klassische Variante angepasst werden.
Studierende der Universität Hohenheim untersuchen nun im Rahmen des Reformprojekts Humboldt reloaded mit einer Online-Umfrage die Gründe für die Ablehnung der Verbraucher. „Die Studierenden fragen ab, ob den Verbrauchern die Produkte schmecken und ihnen der Preis angemessen erscheint, ob sie mehr Informationen brauchen oder ob andere Ursachen vorliegen“, erklärt Dr. Kienle.
Alle Interessierten können unter www.uni-hohenheim.de/stevia-akzeptanz-2017 an der Umfrage teilnehmen.
Hintergrund: Humboldt reloaded
Das Reformprojekt Humboldt reloaded will Studierende von Beginn an für die Wissenschaft begeistern. Die Studierenden arbeiten in kleinen Forschungsgruppen mit optimaler Betreuung. Die Projekte werden im Block oder über ein bis zwei Semester durchgeführt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert Humboldt reloaded in der zweiten Förderperiode von 2016 bis 2020 mit rund 7,5 Mio. Euro durch den Qualitätspakt Lehre.
Quelle/Bildquelle: Universität Hohenheim | uni-hohenheim.de