Der Weg von Ulrich Carroux war gewissermaßen vorgezeichnet: Sein Vater fotografierte für Jacobs Kaffee, er selbst verkaufte schon mit zwölf Jahren Kaffee mit einem Bollerwagen auf dem Wochenmarkt. In den 90er Jahren während seiner Studienzeit experimentierte er, suchte und fand schließlich seine eigene perfekte Espresso-Rezeptur. 1998 gründete er dann schließlich Carroux Caffee. Heute produziert sein Unternehmen im Stammhaus in Hamburg-Blankenese jährlich rund 50 Tonnen Kaffee und Espresso. Ob der kleine Ulrich mit seinem Bollerwagen sich diese Entwicklung damals hätte träumen lassen?!
about-drinks sprach mit Ulrich Carroux, Geschäftsführer und Unternehmensgründer von Carroux Caffee, über sein Unternehmen, die Produkte sowie den „Tag des Kaffees“, der bundesweit am 01. Oktober gefeiert wird.
Herr Carroux, Ihr Name steht seit Langem für guten Kaffee. Wie lange denn genau? Und wie hat alles begonnen?
Ulrich Carroux: Mit Kaffee bin ich eigentlich schon seit meiner Kindheit sehr vertraut. Mein Großvater hat früher für Jacobs Kaffee fotografiert und ich selbst habe mit zwölf Jahren schon Kaffee verkauft: damals mit einem Bollerwagen auf dem Wochenmarkt. Carroux Caffee allerdings entstand erst in den 90er Jahren während meiner Studienzeit. Ich hatte mit einem Freund einen Pizzalieferservice im Bremer Umland aufgebaut, um mir mein Architekturstudium zu finanzieren. Es war eine aufregende Zeit! Zwischen Schreibtisch, Uni und Pizzaofen forderte der straffe Zeitplan eine Menge an Energie, so brauchte ich einfach guten Espresso, um wach und aktiv zu bleiben.
Ich habe unterschiedlichste Produkte probiert, aber keins hat mir geschmacklich wirklich zugesagt. Irgendwann dachte ich: Warum nicht selbst mit dem Rösten beginnen und den eigenen Kaffee herstellen?! Nach einigen Experimenten fand schließlich ich meine eigene Rezeptur des perfekten Espressos. Der Weg dorthin hat mir so viel Spaß und Freude bereitet, dass ich mich entschloss, ganz auf Kaffee umzusatteln. 1998 gründete ich Carroux Caffee in Blankenese – dem Ort, wo ein Großteil meiner Familie verwurzelt ist.
Wie hat sich das Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Ulrich Carroux: Der Beginn war natürlich nicht so einfach, wie man ihn sich enthusiastisch mit der gereiften Idee im Kopf vorstellt. Im Jahre 2001 bezogen wir das Stammhaus in Blankenese. Es war und ist das Aushängeschild von Carroux Caffee: Viele unserer Stammkunden kaufen hier ein, genießen einen Cappuccino und lauschen der Röstmaschine, die im Erdgeschoss des Geschäfts steht. Wir rösten hier mehrmals wöchentlich frisch nach unveränderter Rezeptur im schonenden Langzeitröstverfahren. Unsere Kunden und Cafégäste geben uns hier tagtäglich Feedback auf unsere Arbeit. Genau darauf kommt es mir auch an: in Kontakt mit den Kunden zu stehen und deren Geschmack zu treffen. Für Großeinkäufer und Firmenkunden ist das Stammhaus in der Elbchaussee ein Spiegel unserer Produkte: Wer einen guten Kaffee hat, muss ihn auch gut präsentieren.
Mit der Eröffnung des Stammhauses brauchte ich Personal, auf das ich mich zu 100 Prozent verlassen kann – sowohl hinter der Kaffeemaschine und im Service als auch im persönlichen Umgang mit unseren Großkunden. 2001 hatte ich 3 Mitarbeiter, heute sind es 15. Der letzte Meilenstein war 2014 für uns sicherlich die komplette Renovierung unseres Stammhauses, bei der u.a. das Dachgeschoss ausgebaut wurde.
Welche Produkte umfasst Ihr Portfolio?
Ulrich Carroux: Wir bieten neben dem Espresso und dem Café Crema (100% Arabica) die drei Kaffeesorten Java Jampit, Maragogype und Ethiopia Yirgacheffee an. Die Rezepturen sind seit Einführung unverändert und Firmengeheimnis. Darüber hinaus gibt es bei uns die Ragazzini Supergianduia – einen Brotaufstrich aus Schokolade, Mandeln, Haselnüssen und Kaffee nach einer Rezeptur von Chefpatissier Stephan Franz und mir – sowie Grand Cru Schokoladen von Stephane Bonnat. Der von uns gelieferte Kaffee wird während des Conchierens hinzugefügt, sodass ein angenehmes leichtes Kaffeearoma entsteht ohne das der zarte Schmelz beeinträchtigt wird. Zwei Versionen davon vertreiben wir: „55%“ und „75%“. In unserem Stammhaus bieten wir den Kunden außerdem unterschiedliche Kaffeespezialitäten aus unseren Produkten zusammen mit kleinen, selbstgebackenen Snacks an.
Was unterscheidet die Produkte von denen anderer Kaffeeröstereien?
Ulrich Carroux: Erst einmal das Röstverfahren: Wir stellen unsere Produkte mit traditionellem Trommelröstverfahren her. Damit während der Röstung allerdings nicht die feinen Noten, die Würze und das ganz individuelle Aroma jeder Bohnensorte verloren gehen, verzichten wir auf den Industriestandard der Kurzzeitröstung. Aus Kostengründen werden die Bohnen dort häufig bei hohen Temperaturen bis zu 400°C nur etwa zwei Minuten geröstet. Dabei können jedoch schädliche Stoffe entstehen, vor allem die krebserregende Substanz Acrylamid. Bei dem traditionellen Langzeitverfahren von circa 15 bis 20 Minuten, wie wir es praktizieren, können Acrylamide nicht entstehen, da wir bei schonenden Temperaturen um die 210°C Grad rösten. Unsere Bohnen werden dadurch nicht nur gleichmäßig durchgeröstet, sondern der Kaffee ist auch besonders magenfreundlich, da die natürlichen Säuren der Kaffeebohne und die Bitterstoffe mit zunehmender Dauer abgebaut werden und so ein Kaffee mit möglichst wenigen Reizstoffen entsteht.
Im vergangenen Jahr zeichnete das Magazins „Der Feinschmecker“ Carroux als besten Espresso Hamburgs aus. In einem Test des NDR verzeichnete Carroux als einziger getesteter Kaffee keine Schimmelbelastung sowie die niedrigsten Acrylamidwerte.
Wie stellen Sie die Qualität Ihrer Produkte durchgängig sicher?
Ulrich Carroux: Im Vergleich zu anderen Kaffeeproduzenten haben wir sehr kleines Sortiment. Anstatt möglichst viele Produkte anzubieten, legen wir den Fokus auf eine beständige Premium-Qualität von Espresso, Café Crema, Super Gianduia und Grand Crus. Meine Mitarbeiter und ich kontrollieren die Bohnen dafür während des ganzen Produktionsprozesses. Der Endverbraucher kriegt bei Carroux die größtmögliche Frische aller Waren und kann sich darauf verlassen, dass der Espresso und der Kaffee immer exzellent schmecken.
Wo liegt Ihr Kaffee denn preislich im Vergleich zu anderen bekannten Produkten? Qualität hat ja immer ihren Preis …
Ulrich Carroux: Natürlich können wir unsere Produkte nicht für den Discounter-Vertrieb anbieten – das wollen wir auch gar nicht! Wir kaufen ausschließlich nach Qualität ein, was unter Umständen je nach Weltmarktlage sehr teuer sein kann. Im Schnitt kosten die Top-Rohkaffees vier bis fünfmal so viel der Kaffee für die Massenproduktion. Dafür bestehen sie ausnahmslos aus erster Sortierung. Ich denke, unsere Kunden zeigen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis bei uns stimmt.
Sehen Sie einen Trend darin, dass sich die Konsumenten – gerade im Kaffee-Bereich – wieder mehr auf gute Qualität und kleinere Röstereien fokussieren?
Ulrich Carroux: Absolut! Wir verzeichnen seit Firmengründung jährlich ein Wachstum von 10 bis 20 Prozent und verkaufen mittlerweile bis zu 50 Tonnen Espresso und Kaffee. Die Tendenz ist steigend. Einerseits profitieren wir von und produzieren für unsere Stammkundschaft in und um Hamburg. Andererseits ist der Anteil an Großkunden signifikant gewachsen. Top-Restaurants, Hotels und Großkantinen in ganz Deutschland bestellen unsere Produkte. Darunter sind u.a. das Rach & Ritchy in Hamburg, das Hotel Palace Berlin, das Clichy in Hannover, Die Bank, der Spiegel Verlag, die Boston Consulting Group, die Edel AG oder das Empire Riverside Hotel in Hamburg.
Über welche Distributionswege werden die Carroux-Produkte vermarktet?
Ulrich Carroux: Im Kaffeegewerbe gibt es fast wie bei allen Lebensmitteln eine sehr große Auswahl an Produkten und Produzenten. Dementsprechend ist hinsichtlich der Großkunden Mundpropaganda und ein gutes Netzwerk unerlässlich, um sich auf dem Markt zu positionieren. Gleichzeitig wird Carroux Caffee in diesem Segment über CWD Champagner und Wein Distributionsgesellschaft mbH & Co. KG mit Sitz in Tornesch vertrieben. Außerdem ist Carroux unter anderem bei verschiedenen EDEKA Märkten in Hamburg, dem Hamburger Feinkosthandel Mutterland, dem High-Quality-Online-Shop Torquato und unter www.carroux.de für jeden erhältlich.
Am 01. Oktober wird der Tag des Kaffees gefeiert. Wie begehen Sie diesen Tag?
Ulrich Carroux: Ich bin nicht so der Typ für große Feste und Feiertage. Wir freuen uns hier eigentlich täglich, guten Kaffee produzieren und genießen zu können, aber ich denke, die ein oder andere Tasse Espresso trinken wir bestimmt gemeinsam auf diesen Tag.
Wie geht es weiter? Gibt es besondere Pläne für die Zukunft?
Ulrich Carroux: Unser Ziel: Irgendwann einmal von 50 auf 500 Tonnen Kaffee und Espresso bei derselben Qualität zu kommen!
Carroux Caffee | carroux.de | facebook.com/carrouxcaffee
Wir bedanken uns bei Ulrich Carroux für das offene und sehr interessante Interview und wünschen Carroux Caffee weiterhin viel Erfolg! Wenn auch Sie eine interessante Marke haben, dann sollten wir uns unterhalten. Senden Sie uns einfach eine E-Mail mit dem Betreff „about-drinks Interview“ an redaktion@about-drinks.com – wir freuen uns auf Ihren Kontakt!