Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Leistungen der deutschen Brauwirtschaft gewürdigt und das Reinheitsgebot als „Erfolgsgeschichte“ bezeichnet. Deutsches Bier und das Reinheitsgebot seien unzertrennlich und ein Maßstab für Qualität, sagte die Kanzlerin auf der zentralen 500-Jahr-Feier am 22. April in Ingolstadt. „Das muss ein Gesetzgeber erst einmal schaffen – eine Vorschrift zu treffen, die auch 500 Jahre später im Kern noch gilt und dann sogar noch groß gefeiert wird. Das Reinheitsgebot ist ein solcher Ausnahmefall“, so die Bundeskanzlerin bei ihrer Rede vor rund 800 Gästen aus ganz Europa. Unter den Ehrengästen waren auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt, der Vizepräsident des Deutschen Bundestages, Johannes Singhammer, Unionsfraktionschef Volker Kauder, Grünen-Parteichef Cem Özdemir, Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch, CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt, Max Straubinger, der Präsident des Deutschen Instituts für Reines Bier, Unionsfraktionsvize Gitta Connemann, Umweltstaatssekretär Florian Pronold sowie Luitpold Prinz von Bayern, dessen Vorfahren das Reinheitsgebot 1516 in Ingolstadt verkündet hatten.
Regierungschefin Merkel betonte in ihrer Festrede, das Reinheitsgebot stehe nicht nur für Tradition, sondern lasse auch Raum für Innovationen. Das beweise die Vielfalt neuer Produkte, etwa die vielen alkoholfreien Biere und die Craft-Biere. Gerade die gelungene Balance zwischen Tradition und Fortschritt sei der Schlüssel zum Erfolg, so die Bundeskanzlerin. Das Reinheitsgebot sei „Teil der Erfolgsgeschichte des Bieres, vielleicht sogar die wesentliche Voraussetzung für diese Erfolgsgeschichte“. Merkel: „Das ist eine Erfolgsgeschichte, hinter der fraglos viel Leidenschaft und viel Arbeit steckt – auf den Feldern, in den Hopfengärten, in Mälzereien, in Brauereien, im Verkauf und im Ausschank.“ Merkel würdigte die Leidenschaft der vielen Menschen, die die deutsche Braukunst weiter tragen: „Heute feiern wir nicht nur eine 500 Jahre alte Vorschrift als Eckpfeiler deutscher Brautradition, sondern wir feiern auch all diejenigen, die aus dieser Regelung das Allerbeste machen.“ Deutschland könne „den vielen und guten Brauereien dankbar sein“, denn sie zeigen, „dass es ihre Stärke ist, Überliefertes und Fortschrittliches, Tradition und Innovation erfolgreich zu verbinden“, sagte die Kanzlerin. „Notwendige Veränderungen haben die deutschen Brauer stets erfolgreich vorgenommen. Beharrlichkeit und Innovationskraft waren und sind wesentlich. Ich sehe die deutschen Brauer daher auch für die zukünftigen Herausforderungen gut gerüstet.“
Für die Bayerische Staatsregierung erklärte die Stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, das Reinheitsgebot berühre „die Seele des Landes“. Aigner: „Für uns ist Bier mehr ist als nur irgendein Lebensmittel. Bier ist für uns ein Lebensgefühl, das einhergeht mit Genuss, mit Geselligkeit, mit Freiheit. Ein Lebensgefühl, das gepflegt und eben auch gefeiert werden will.“ Die kleinen wie großen Brauereien in Deutschland „produzieren eine enorme Vielfalt ausgezeichneter Biere“, sagte die Ministerin. „Und heute ist der Tag, diese Leistung anzuerkennen und Ihnen, den Brauern, zu danken für diese großartige Bereicherung in unserem Leben.“
Der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Hans-Georg Eils, würdigte das Reinheitsgebot als ältestes, heute noch gültiges Lebensmittelgesetz der Welt. Die Urkunde, die am 23. April 1516 in Ingolstadt im Rahmen einer Landesordnung unterzeichnet worden war, habe das Produkt Bier erstmals definiert. „Es wurden hohe Standards für die Qualität unseres Bieres festgelegt, denen wir Brauer uns bis heute verpflichtet fühlen“, so Eils. Im Unterschied zu Brauereien im Ausland verwenden die deutschen Brauer bei nach dem Reinheitsgebot gebrauten Bieren bis heute keine künstlichen Aromen, keine Enzyme, Geschmacksverstärker und Stabilisatoren und auch keine Konservierungsstoffe. „Künstliche Zusatzstoffe, die in der gesamten EU erlaubt sind, werden in Deutschland konsequent ausgeschlossen. Damit ist dieses uralte Gebot heute aktueller denn je“, sagte Eils. „Während die E-Nummern bei manch anderen Lebensmitteln kaum noch aufs Etikett passen, bleibt das Bierbrauen bei uns auf die Verwendung von vier natürlichen Zutaten beschränkt: Wasser, Malz, Hopfen und Hefe“. Eils überreichte der Kanzlerin und der Ministerin zum Abschied eine Auswahl hochwertiger Hopfensorten aus dem Nürnberger Traditionsunternehmen Joh. Barth & Sohn. Mit diesen Hopfensorten sollen im Laufe des Jahres zwei spezielle Biere gebraut werden.
Der Festakt zum Jubiläum des Reinheitsgebotes war gemeinsam veranstaltet worden vom Deutschen Brauer-Bund e.V., dem Bayerischen Brauerbund e.V. und dem Deutschen Braumeister- und Malzmeisterbund e.V. Premium-Sponsor der Veranstaltungen war die Krones AG in Neutraubling. Weitere Förderer waren neben dem „Forum Bier“ die Siemens AG, der Glashersteller Sahm, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft, der Deutsche Hopfenwirtschaftsverband sowie die Brauereien Erdinger, Herrnbräu, Kauzen-Bräu, Nordbräu und die Klosterbrauerei Reutberg.
Die Rede der Bundeskanzlerin im Wortlaut: www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2016/04/2016-04-22-500-jahre-reinheitsgebot.html
Fotos vom Festakt am 22. April und dem Brauerabend am 21. April 2016 unter https://flic.kr/s/aHskvtJWot
Weitere Informationen unter www.reinheitsgebot.de
Quelle/Bildquelle: Deutscher Brauer-Bunde e.V. | brauer-bund.de