Zu den Untersuchungen des Münchner Umweltinstitutes, dass Glyphosat im deutschen Bier gefunden wurde, erklärt der Geschäftsführer des Vereins DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT in Berlin, Stephan Becker-Sonnenschein:
Das kann man mal so machen: pünktlich zur heutigen Abstimmung im Deutschen Bundestag veröffentlicht das Umweltinstitut München e.V. die Meldung, dass in 14 zufällig gewählten Biersorten Glyphosat gefunden wurde.
Der Befund wird hier nicht angezweifelt. Er muss aber um einige wichtige Fakten ergänzt und vor allem richtig eingeordnet werden.
Das Umweltinstitut selbst schreibt in seiner Studie: „In absoluten Zahlen sind die Mengen klein“, die im Bier gefunden wurden. Es handelt sich um Mikrogramm. Selbst der höchste Wert betrug 29, also 74 Mikrogramm Glyphosat pro Liter.
Dazu schreibt das Umweltinstitut richtigerweise, dass es für Glyphosat im Bier keine festgelegte Untergrenze gibt und vergleicht es deshalb mit der Untergrenze für Trinkwasser.
Mit Verlaub: Das ist unlauter. Wir alle trinken im Jahr pro Kopf ungleich mehr Wasser als Bier. Nämlich 121 Liter Wasser plus die 3.900 Liter am Tag, die zur Herstellung von Lebensmitteln genutzt werden, und nur 107 Liter Bier pro Kopf – alle eingerechnet.
Ein Gesundheitsrisiko bei einem Erwachsenen besteht erst ab einem Bierkonsum von 3.559 Liter lebenslang pro Tag. Oder für die Bayern: Das sind 3.559 Maß pro Tag.
Niemand muss also beim Konsum von Bier Angst vor Glyphosat haben.
Vermutlich wäre man bei diesem Konsum sowieso vorher am Alkohol verstorben, bevor Krebsgefahr entstünde. Außerdem liegt die sogenannte orale Absorptionsrate von Glyphosat nur bei rund 20 Prozent. Das heißt: der Körper nimmt nur 1/5 dessen überhaupt auf, was an Mikrogrammspuren von Glyphosat im Lebensmittel (durch Lebensmittel in den Körper kommt) drin ist. Bei den gefundenen 29,74 Mikrogramm, sind das 5,9 Mikrogramm. Laut Europäischem AID-Wert (Average Daily Intake/ Durchschnittliche Tageszufuhr) sind 300 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht unbedenklich.
Bei 70 Kilogramm kann man also rund 21.000 Mikrogramm pro Tag ohne Risiko aufnehmen.
Ob Glyphosat möglicherweise krebserregend ist oder nicht, ist noch nicht endgültig klar. Die European Food Standard Association (EFSA) sagt in ihrem Bericht – nein. Deshalb will die EU die Zulassung von Glyphosat auch bis 2031 verlängern.
Die Frage, die sich bei solchen Meldungen deshalb stellt: Sind diese, nicht eingeordneten, einseitigen Darstellungen eine Hilfe oder tragen sie zur unnötigen und fast schon fahrlässigen Verängstigung des Verbrauchers bei?
Deutsches Bier steht jetzt unter Generalverdacht. Es ist perfide und abgeschmackt, wie es das Umweltinstitut tut, diese Untersuchungen mit dem Reinheitsgebot in Verbindung zu bringen: Das Reinheitsgebot bezieht sich auf Zutaten im Bier, nicht auf deren Inhaltsstoffe.
Das Reinheitsgebot wird deshalb nicht außer Kraft gesetzt und ist nach wie vor gültig. Einem maßvollen Biergenuss steht deshalb auch im Jubiläumsjahr nichts entgegen.
DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT e.V.
Der Verein DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT repräsentiert die Prozesskette der Lebensmittelwirtschaft – vom Erzeuger über die Hersteller bis zum Handel. Er ist eine Informationsplattform und Denkfabrik, die aktiv die Diskussion um Lebensmittel gestaltet und das Verbrauchervertrauen zu Lebensmitteln stärkt. Der Verein ist Ansprechpartner für Medien und Themenquelle durch regelmäßige Beitragsreihen und Debatten.
Quelle/Bildquelle: DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT e.V. | lebensmittelwirtschaft.org